Mit dem Entstehen der europäischen Universitäten ab dem 11. Jahrhundert traten auch die ersten studentischen Zusammenschlüsse auf. Im Laufe der Zeit bildete sich der Grundstock an
Verhaltensweisen, Sitten und Bräuche heraus, auf dem zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Korporationen im heutigen Sinne basieren.
Ausgehend von Jena, entstanden ab 1815 die „Burschenschaften“. Sie entstanden aus dem politischen Wunsch der Studenten, ein geeintes deutsches Vaterland zu schaffen. Erster Höhepunkt dieser neuen Bewegung war 1817 das „Wartburgfest“.
Die Burschenschaften demonstrierten hier für politische Einheit und Freiheit. Diese Forderungen konnten von den Regierenden naturgemäß nicht toleriert werden. Ab nun waren die Verbindungen
verboten, lebten aber im Untergrund weiter. Erst infolge der Revolutionen 1848 wurden - zumindest die akademischen - Korporationen wieder toleriert.
Die ältesten „Corps“ entstanden bereits Ende des 18. Jahrhunderts. Die Bezeichnung „Corps“ entstand erst Anfang des 19. Jahrhunderts, um sich von anderen Studentengruppen
abzugrenzen. In dieser Zeit entwickelten sich auch deren spezifischen Merkmale. Neben unbedingter Satisfaktion (dies hatten sie mit Burschenschaften gemeinsam) wurde das „Toleranzprinzip“
etabliert: Es besagt, dass jedes Corps von Religion und Politik ungebunden ist.
Waffenkorporationen waren areligiös ausgerichtet. Dazu kam der Standpunkt der katholischen Kirche, dass die Mensur verwerflich sei. Damit entstand bei gläubigen Studenten der Wunsch, eigene
Verbindungen zu gründen, welche ihrer religiösen Weltanschauung gerecht wurden. „Konfessionelle Verbindungen“ entstanden ab den 1830er Jahren. Zahlreiche Korporationen folgten in
den folgenden Jahren. Wesentliches Merkmal war neben der
katholischen (bzw. christlichen) Ausrichtung die Ablehnung der Mensur.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden die meisten der heute existierenden Korporationen. Nachdem die akademischen Verbindungen nach 1848 wieder offiziell tätig werden konnten, kam
es zu den großen Verbandsgründungen: Corps, Burschenschaften und katholische Verbindungen schlossen sich zusammen.
Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war zudem geprägt durch ideologische Auseinandersetzungen von Waffenstudenten mit katholischen Verbindungen. Der Höhepunkt dieser Auseinandersetzungen wird
„Akademischer Kulturkampf“ bezeichnet.
Im Ersten Weltkrieg mussten die meisten Verbindungen ihren Betrieb einstellen. Aber schon bald nach Kriegsende wurden zahlreiche Korporationen und deren Verbände reaktivieren.
Waren akademische Korporationen bereits erlaubt, so durften ab 1919 auch Mittelschüler offiziell Vereinen – und damit Verbindungen – angehören. Die ältesten Mittelschul-Korporationen wurden
bereits zur Zeit der Monarchie gegründet.
In den 1920er und 1930er Jahren kam es auch unter den Studenten zu einer zunehmenden Politisierung und zu verschärften Auseinandersetzungen. Während die katholischen Verbindungen eher mit der
christlich-sozialen Partei sympathisierten, förderten die Waffenstudenten deutschnationale Parteien.
Mit dem Anschluss Österreichs 1938 wurden sämtliche Korporationen verboten und aufgelöst. Ein geregelter Verbindungsbetrieb während des Zweiten Weltkrieges war nicht möglich. Verbot und der
Einsatz vieler Couleurstudenten in der Wehrmacht machten dies unmöglich. Was es gab, waren punktuelle Treffen im Untergrund. Ebenso gingen einige Widerstandsgruppen aus couleurstudentischen
Reihen hervor.
1945 war auch dieser Krieg zu Ende. Korporationen und deren Verbände konnten reaktiviert werden – allerdings nur schleppend, da die Besatzungsmächte Vorbehalte zeigten. Trotzdem: Spätestens 1955 gab es die traditionellen Verbindungen wieder, und sie erlebten in den folgenden Jahren eine Renaissance.
Spätestens 1968 zeigte sich in den Studentenrevolten, dass traditionelle Werte zunehmend in Frage gestellt wurden.
Vordergründig bedeutete dies für Verbindungen massive Nachwuchs-mängel, die erst wieder in den 1980er Jahren oder später abgefangen werden konnten. Wesentlich waren vor allem längere interne
Diskussionen, die Verbindungen
und Verbände mehr oder weniger beschäftigten.
Mittlerweile haben sich diese Diskussionen beruhigt. Diejenigen Verbindungen mit Wunsch nach Reformen haben diese durchgezogen: Sie sind zwar aus den etablierten Verbänden ausgeschieden, haben
aber inzwischen eigene Netzwerke aufgebaut. Das betrifft nicht nur die waffenstudentischen Bünde, sondern auch die katholischen.
Positives Ergebnis dieses Prozesses sind nun auch neue Verbindungstypen (wie christlich orientierte oder solche auch für Mädchen). Für Außenstehende allerdings ist wohl die Verwirrung noch größer
geworden.